Exzellente Barkeeper : Sechs Porträts und drei magische Zutaten

22 April 2020

Appetit auf Abenteuer

Ob Verführer oder Vertrauensperson, im Film ist der Barkeeper oft eine schillernde Figur.

Das Licht der Kronleuchter enthüllt subtile Anspielungen auf einen Kinosaal: Von den Möbeln bis hin zu ihrem Signature-Cocktail, dem Rouge Carlton, ist die Le Bar im Carlton Lyon von der typischen roten Farbe des legendären Hotels geprägt. In diesem Dekor, einer Hommage an die Filmkunst, ist Sylvain in seinem Element. Seine Spezialität? „Cocktails und Spirituosen.“ Seine geheime Zutat? „Mein Lächeln.“ Bevor er 2016 im Carlton Lyon zu arbeiten begann, startete Sylvain seine Karriere vor mehr als 15 Jahren in der Pariser Region.

Auch Brice, heute Chef-Barkeeper im Cour des Consuls, einem prächtigen Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert im Herzen von Toulouse, debütierte in den schönsten Hotels des Großraums Paris. Wenn auch nicht hinter dem Tresen: Durch puren Zufall begegnete er einem großen Meister der Mixologie, der ihn förmlich „infizierte“ und durch den er seine Berufung fand. Seine Leidenschaft wird nun den Gästen dieser Lounge zuteil, die für ihre Terrasse, ihre Champagnersorten und ihre maßgeschneiderten Cocktails berühmt ist.

Der Barkeeper des Hôtel de la Cité, Jérémie, ging noch deutlich weiter, um seinen Wissensdurst zu stillen: „Nach sechs Monaten in London, wo ich die Mixologie für mich entdeckte, studierte ich an der European Bartender School in Sydney und arbeitete dort anschließend in einem der besten Hotels der Stadt.“ Mit diesem fantastischen Background im Gepäck ließ er sich schließlich in Okzitanien nieder, was er nie bereut hat: „Das Hôtel de la Cité in der Festungsstadt Carcassonne ist ein faszinierender Ort. Schon Churchill, Colette, Grace Kelly und Elton John waren Gäste der Bar Bibliothèque. Das bewegt mich jedes Mal, wenn ich hierherkomme.”

Künstlerseele mit handwerklichem Talent

Um den Cocktails ihren Geschmack und der Location ihre Atmosphäre zu verleihen, perfektioniert der Barmann seine Technik und kreiert sein eigenes Universum.

„Der Barkeeper ist ein Künstler!“ Für Brice ist dieser Online-Kommentar das schönste Kompliment. Auch Killian freut sich, wenn sein Talent gelobt wird: „Ein Gast, der mir völlig freie Hand ließ, sagte, er habe selten einen so guten Cocktail getrunken!“ Der Barkeeper des MGallery Royal Emerald Dinard schätzt die Freiheit, die er im Le Darling genießt. Diese Pianobar mit ihrem Glasdach aus dem 19. Jahrhundert und Blick auf den Strand L'Écluse liegt in einem Belle-Époque-Hotel, das Killian inspiriert. Auch die Bretagne und ihre lokalen Produkte befeuern seine Kreativität, insbesondere der Veilchensirup, „meine persönliche Note“.

Auch im Molitor spielen Matthews und Cristian mit den Zutaten, um erfrischende Neuheiten zu entwickeln. So treffen Rinquinquin, Thymianlikör und andere altbewährte Getränke mit charmanten Namen auf edelste Spirituosen, wie etwa im Cocktail Molitor History X, der Absentroux mit dem französischem Wodka Grey Goose kombiniert.

Während Matthews süße Aromen mag, die ihn „an die Kindheit erinnern“, überrascht Cristian seine Kunden gerne mit Gewürzen. Das Duo teilt jedoch die Liebe zum Beruf rund um das altehrwürdige Molitor-Schwimmbad, das von diesem Hotel im 16. Pariser Arrondissement wieder zum Leben erweckt wurde. Heute ist das Hotel außerdem für seine Dachterrasse mit Blick auf den Eiffelturm berühmt.

Durst nach Austausch

Um diesen Beruf auszuüben, muss man Menschen mögen. Und je mehr man seine Mitmenschen mag, desto besser gelingt es.

„Aus ihren Erzählungen zu schöpfen und den Menschen mit Feingefühl zu begegnen, das ist das Schönste an unserem Job“, sagt Matthews. Auch für Brice ist es „immer wieder zutiefst befriedigend, wenn man nach dem ersten Schluck ein Lächeln sieht.“

Hinter der Bar ist Know-how genauso wichtig wie Einfühlungsvermögen, auch wenn dies die Wandlungsfähigkeit eines Chamäleons erfordert. „Man muss diskret sein, aber auch nicht zu diskret, denn wir bedienen die unterschiedlichsten Persönlichkeiten“, erklärt Sylvain.

Die goldene Regel für Jérémie ist der Kontakt zu den Menschen: „Meine wichtigste Zutat ist der Wunsch, dem Gast eine Freude zu machen. Ein freundliches Wort und ein Lächeln – das ist und bleibt für unsere Gäste der beste Cocktail der Welt.“

Aus ihren Erzählungen zu schöpfen und den Menschen mit Feingefühl zu begegnen, das ist das Schönste an unserem Job.

Matthews

Barkeeper im Molitor Paris